Psychoanalytisch begründete Formen der Psychotherapie

Welche Behandlung ist für mich am besten?

Ich werde immer wieder gefragt: „Was ist für mich richtig?“ Es gibt keine Standardantwort auf diese wichtige Frage. Allerdings kann die Antwort in der Regel zusammen nach ein paar Sitzungen gefunden werden, und manchmal kann die Suche sogar auch etwas länger dauern. Für einige Menschen kann es völlig ausreichen, wenn sie für eine gewisse Zeit ein- oder zweimal wöchentlich zur Psychotherapie kommen, um die Probleme zu lösen, mit denen sie zu kämpfen haben. Andere wollen (oder brauchen) eine viel intensivere Arbeit, mit drei, vier oder sogar fünf Terminen pro Woche. Sie engagieren sich in einer psychoanalytischen Psychotherapie oder sogar einer selbst finanzierten Psychoanalyse, um herauszufinden, in welcher Weise ihr lebensgeschichtliches ‚Geworden-Sein‘ ihr heutiges Leben bestimmt und sie in ihrem Denken und Handeln belastet und damit einschränkt. Oft haben Menschen nicht das Gefühl „ihr Leben“ zu leben. Sie haben Teile ihrer Lebensgeschichte tief in sich begraben, vermeiden oder denken dauernd bestimmte Gedanken, haben Beziehungen eingefroren oder gehen einigen Menschen lieber aus dem Weg. Oder sie geraten in heftige Konflikte, sie fühlen sich ängstlich und besorgt, machen sich vor anderen Personen zu klein oder zu groß und vieles mehr. All das verhindert ein gutes Lebensgefühl; der Alltag und die Arbeit sind mit dieser inneren Last kaum zu schaffen. In der Therapie lernen sie mit der Zeit die bislang mit allen inneren Kräften vermiedene Gedanken und Erinnerungen zu denken und auszusprechen. Sie trauen sich zunehmend, die für sie unlösbaren Verstrickungen in ihren aktuellen und vergangenen Beziehungen intensiv zu betrachten. Sie können widerstreitende Gefühle zunehmend besser aushalten, sie wissen besser, was in welcher Situation zu tun ist oder was nicht. Mit diesen im Lauf der Behandlung erworbenen oder verbesserten Fähigkeiten verändern sie ihre Einstellungen zu sich selbst und zu Anderen sowie ihre Art darüber zu denken, was ihnen einen größeren Handlungsspielraum ermöglicht. Die häufige Sitzungszahl in der Woche ist keineswegs nur für schwer belastete Menschen erforderlich. Vielmehr ist es so, dass psychoanalytische Sitzungen den Mut (und die Verzweiflung) benötigen, sich mit aufwühlenden inneren Themen auseinander zu setzten. Das ist oft (aber nicht immer) anstrengend und es können belastende oder beängstigende Gefühle und Gedanken aufsteigen, weshalb es gut ist, bald eine nächste Sitzung zu haben, um die aktuellen Auslöser und Ursprünge davon verstehen zu lernen. Dabei ist von größter Bedeutung, dass eine Annäherung an diese empfindlichen Bereiche nur mit aufmerksamer Sorgfalt und großer Sensibilität geschehen kann. Aus diesem Grund dauern die Behandlung auch ihre Zeit. Behandlungen mit mehreren Sitzungen pro Woche sind also für Menschen sinnvoll, die ein Interesse daran haben, sich in ihrem eigenen Tempo mit sich und ihrer Umwelt auseinanderzusetzen und die den Wunsch und Willen und die nötige Kapazität für eigene Veränderungen aufbringen. Am Ende der Behandlung gibt es jedoch meistens ein Gefühl von Freiheit und der Fähigkeit „sein“ Leben zu leben, was die Bemühungen für den Weg dorthin rechtfertigt.