Ergebnisse der LAC-Depressionsstudie (Feb 2019)

Die Studie Langzeittherapie bei chronischen Depressionen (LAC-Depressionsstudie) vergleicht als eine der ersten Studien psychoanalytische mit kognitiv-behavioralen Langzeittherapien (PAT x KVT) prospektiv miteinander, und untersucht den Einfluss von Zuweisung nach Randomisierung und Präferenz der Teilnehmer. In vier Behandlungszentren wurden 554 chronisch depressive Patienten interviewt, von denen 252 in die Studie aufgenommen werden konnten. In den Selbsteinschätzungen der Patienten zeigten sich große und stabile Veränderungen. Die vollständige Remissionsrate (für BDI) lag nach einem Jahr bei 34 % und stieg auf 45 % nach drei Jahren. Analoge Ergebnisse zeigten sich in den Einschätzungen der unabhängigen, bezogen auf die Therapieverfahren verblindeten Rater (QIDS). Entgegen ihrer Hypothesen fanden die Autoren aber keinen statistisch signifikanten Unterschied zwischen den Verfahren und auch keine Effektunterschiede zwischen randomisierter Therapiezuweisung und Behandlung mit der präferierten Psychotherapie. Besser als in anderen Studien sind die erzielten Remissionsraten, die zeigten, dass chronisch depressive Patienten von Langzeitpsychotherapien profitieren.

Wie Kaufbold et al. ausführen zeigte der Vergleich von psychoanalytischen (PAT) und kognitiv-behavioralen (KVT) Langzeittherapien bei chronisch depressiven Patienten drei Jahre nach Beginn der Behandlung zu statistisch hochsignifikanten Veränderungen der depressiven Symptome. Der Fokus psychoanalytischer Behandlungen liegt jedoch nicht ausschließlich auf der Reduktion psychopathologischer Symptome, sondern auf Veränderungen in der Innenwelt der Patienten, sog. »Strukturveränderungen«. Drei Jahre nach Beginn der Behandlungen wiesen mehr Patienten in psychoanalytischen Behandlungen Strukturveränderungen auf als in kognitiv-behavioralen Behandlungen. Zudem hatten diese Strukturveränderungen bei PAT im Vergleich zu KVT einen stärkeren Einfluss auf die Symptomveränderung.

Fonagy kommentiert, dass diese beiden Arbeiten von Leuzinger-Bohleber et al. (2019) und Kaufhold et al. (2019) in die Kategorie der sorgfältig durchgeführten Studien mit einem minimalen Biasrisiko fallen. Sie enthalten eine Reihe expliziter und impliziter Botschaften an Therapeuten, Explizit belegen die Artikel, dass es sich lohnt, sich auf ein Behandlungsverfahren einzulassen, das seine Verpflichtung gegenüber dem Patienten durch das Angebot einer Therapie von relativ langer Dauer zum Ausdruck bringt. Dass sie den Kliniker in die Lage versetzen, depressiven Patienten mit Überzeugung erklären zu können, dass in nahezu Zweidritteln der Fälle (61 %) die Persistenz einer Remission weicht, ist von größter Bedeutung. Gleichwohl arbeiten sie ebenso gut wie Verhaltenstherapeuten, und es gibt keinerlei Daten, aus denen sich eine Überlegenheit der KVT herleiten ließe, selbst wenn die primäre Ergebnismessung wahrscheinlich leicht reaktiv ist (die Messung mit dem BDI zeigt die KVT leicht vorn, weil dieses Instrument auf Kognitionen als primäre Indikatoren der Depression fokussiert). Fonagy 2019 Psyche Heft 2.

Belegte Wirksamkeit und Effektivität

Die Ergebnisse einer im Mai 2017 veröffentlichte Meta-Analyse zeigt: Die Psychodynamische Psychotherapie ist genauso wirksam wie andere psychotherapeutische Behandlungsverfahren, deren Wirksamkeit in früheren Studien festgestellt wurden. Zukünftige Forschung sollte untersuchen, welche Patienten von welchem Behandlungsverfahren am meisten profitieren.

Am J Psychiatry. 2017 May 25 Psychodynamic Therapy: As Efficacious as Other Empirically Supported Treatments? A Meta-Analysis Testing Equivalence of Outcomes.
Steinert C., Munder T., Rabung S., Hoyer J., Leichsenring F.

Weitere aktuelle Untersuchungen belegen eindrucksvoll die Effektivität der psychodynamischen Psychotherapie.

Rabung und Leichsenring (2016) untersuchten Daten zu Langzeitwirkung und Evidenz: „Die Befunde sprechen dafür, dass psychodynamische Langzeittherapie bei verschiedenen und insbesondere bei komplexeren Störungen große sowie überdauernde Effekte erzielen kann, die nach dem Behandlungsende häufig noch weiter zunehmen. Im Vergleich zu kürzeren oder weniger intensiven Psychotherapieverfahren erweist sich psychodynamische Langzeittherapie in den meisten Ergebnisdimensionen als signifikant überlegen. Erste Wirtschaftlichkeitsstudien geben Hinweise, dass psychodynamische Langzeittherapie langfristig auch kosteneffizient sein kann.“

Mark Solms Vortrag bei der Sandler Conference 2017 fasst den aktuellen Stand zusammen.